Dank der kühleren September-Temperaturen klingelte der Wecker erst um 4:40, immer noch zu früh für mich dachte ich mir beim Aufwachen, doch die Tour lockte und es ging raus aus den Federn. Noch halb schlafend im Schein des Vollmondes bekam ich von den ersten Höhenmetern kaum etwas mit. Als wir jedoch bemerkten, dass wir offensichtlich vom Weg abgekommen waren, wurde ich langsam wach. Zurück auf dem Weg bemühten wir uns den Rest des Zustieges zum Gletscher so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Am Gletscherrand hatten wir ungefähr die Hälfte der Höhenmeter absolviert, doch der Spaß sollte jetzt erst so richtig beginnen. Nach dem obligatorischen Anseilen betraten wir den Gletscher, stiegen, den Westgrat fest im Blick, weiter hinauf. Schon bald erschien die Sonne und trieb uns weiter hinauf, wohlwissend, dass ab jetzt die Schneebrücken über die Spalten langsam aufweichen würden. Einige wilde Spalten später versank mein Bruder, welcher in der Seilschaftsposition vor mir war, plötzlich bis zum Oberschenkel im Schnee – Offensichtlich eine Gletscherspalte. Beherzt zog er sich unmittelbar aus der Spalte heraus und verhinderte damit sowohl ein weiteres Einsinken seinerseits, als auch die darauf unweigerlich folgende Spaltenrettung unsererseits. Wenige Meter weiter erreichten wir den Einstieg des Westgrates. Direkt auf der Gratschneide in leichter, dafür aber um so luftigerer Kletterei ging es weiter. Ein letzter Zug im unteren 3. Grad bildete das Finale kurz vor dem Gipfel. Nach einer Sonnenerwärmungsbedingten kurzen Gipfelrast begannen wir über den Normalweg in Richtung Hütte abzusteigen. Die Schneebrücken wurden immer weicher, hielten jedoch noch. Froh rechtzeitig die Hütte erreicht zu haben begegnete uns eine Seilschaft, welche fragte, ob man für den Gletscher denn ein Seil brauchen würde. Ungläubig erklärten wir, dass die Schneebrücken zu dieser fortgeschrittenen Uhrzeit nicht mehr tragfähig genug wären – bis zum Gipfel wäre die Seilschaft vielleicht noch gekommen, hinab definitiv nicht mehr. Den restlichen Abstieg ins Tal spulten wir deutlich schneller ab, ohne die drohende Gefahr in eine Gletscherspalte zu fallen läuft es sich einfach deutlich schneller. Im Tal merkte ich eine wohlige Erschöpfung, nicht nur die Höhenmeter, auch die mentale Anstrengung hatten mich erschöpft. Glücklich über das erlebte ging es also auf den Heimweg, den Kopf schon voller weiterer Ideen für nächste Touren.